Presse Kölner Stadt-Anzeiger

Die Engel sind unter uns

VON JÜRGEN KISTERS, 06.02.07, 08:04h

Sülz - Ein paar Jahre kam Ulf Larsson gelegentlich an dem schönen Eckladenlokal am Auerbachplatz, Ecke Blankenheimer Straße vorbei und dachte: "Das ist ein idealer Ort für eine Galerie." Eines Tages stand der Raum dann tatsächlich leer und zur Vermietung ausgeschrieben, und er brauchte nicht mehr lange zu überlegen. So besteht seit ein paar Monaten das Kunstkontor, ein kleiner Ausstellungsort, in dem Galerist Ulf Larsson vorwiegend Malerei präsentieren will. Zur Zeit sind das die Bilder von Christine Jaschinsky. Die figürliche Malerei der in Potsdam lebenden Künstlerin ist im weitesten Sinne orientiert an der traditionellen Kirchenmalerei, was nicht zuletzt durch die Verwendung von Blattgold unterstrichen wird. Vor allem Engel als "kleine Helfer" - so der Ausstellungstitel - hat sie als Porträts auf die Leinwand gebracht. Ein Hauch von Traurigkeit und Melancholie liegt auf deren Gesichtern. Und bei aller Entrücktheit wirken sie äußerst kraftvoll und strahlen die Gewissheit aus, dass alles gut wird.

Dabei sind Jaschinskys Engel in ihrer Darstellung sehr weltliche Erscheinungen und zeigen damit, dass die Engel mitten unter uns im Alltag leben. Sie verknüpfen in ihrer Gestalt den "normalen" Menschen nahezu spielerisch mit den Heiligen- und Madonnenbildern der christlichen Tradition. "Das Geistige des Engels steckt in jedem von uns", sagt die Künstlerin. Und die Malerei ist für sie ein ideales Medium, diese Erkenntnis in uns wach zu rufen. Auch Galerist Larsson betont, dass er trotz seiner humanistisch-aufklärerischen Erziehung durchaus "an Engel und unsichtbare Kräfte glaube, die uns helfen".


Christine Jaschinsky

Christine Jaschinsky - Schutzengel
2002, Tempera, Acryl auf Leinwand

Jaschinsky, die 1955 in der Lutherstadt Wittenberg in der damaligen DDR geboren wurde und in Berlin Malerei studierte, kennt er bereits seit der "Wende". Damals stellte sie in seiner früheren Galerie aus, die er von 1985 bis 1993 in der Friesenstraße betrieb und wo der gebürtige Schwede (Jahrgang 1954) vorwiegend skandinavische Kunst vorstellte. Und die soll zu einem Teil auch in der neuen Galerie Kunstkontor ein Ausstellungsschwerpunkt sein. "Vor allem aber", so Larsson, "interessiert mich eine handwerklich solide Malerei". Dabei ist künstlerische Qualität für ihn, "wenn ich in einem Bild nach fünf Jahren noch immer etwas Neues entdecke". Dass er 13 Jahre lang keine eigene Galerie mehr hatte, kann er inzwischen selber nicht mehr verstehen. Denn schließlich ist er, der Sohn einer Stockholmer Galeristin, wie er selber sagt, "ein Kunstvermittler aus Leidenschaft".

Kunstkontor, Blankenheimer Straße 59, Di 17-19, So 15-17 Uhr, bis 10. Februar

http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?
id=1170147200086

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