Presse Kölner Stadt-Anzeiger

Das Gesicht und das Erinnern
"Profile eines Roadmovie" im Kunstkontor

Der Maler Jürgen Umlauff zeigt im Kunstkontor die Faszination für das Profil des Menschen.

VON JÜRGEN KISTERS, 15.11.2007

Sülz - Die Unverwechselbarkeit eines Menschen ist bereits in seinem Profil zu erkennen. An der Form seiner Nase. An der Linie seiner Stirn oder seines Kinns. Das ist nicht zuletzt der Grund, weshalb künstlerische Profildarstellungen seit Jahrhunderten faszinieren. Die bekannteste Variante ist wahrscheinlich der Scherenschnitt. Eine sehr moderne Variante sind Jürgen Umlauffs "Profile eines Roadmovies", derzeit ausgestellt im Kunstkontor. Mit Blau auf gelbem Grund sind sie gemalt, übereinander und untereinander, hintereinander und einander gegenüber stehend, von Angesicht zu Angesicht und als Januskopf.

Gesichter in Serie also, die Fragen aufwerfen. Handelt es sich um viele Ausdrucksvarianten eines Gesichts? Hat ein Mensch nicht überhaupt viele Gesichter? Oder sind es viele verschiedene Menschen mit verschiedenen Gesichtern? Oder sind es am Ende nur Fantasiegesichter? Doch selbst Fantasiegesichter reichen aus, um sich darin wiederzuerkennen.

Umlauffs Bilder zeigen: In der Erinnerung reduziert sich ein Gesicht auf ein Schema. Viele verschiedene Gesichts-Konturen verbinden sich in der Erinnerung zu einem Profil. Der seit rund fünfzehn Jahren in Köln lebende Pfälzer Umlauff (Jahrgang 1960) zeigt auch den Moment, in dem sich das Profil auflöst und nur noch eine undeutliche Spur darstellt. Der Künstler bringt zum Ausdruck, dass Gesichter mehr als alles andere unsere Wahrnehmung bestimmen, selbst dort, wo keine wirklichen Gesichter sind. In Farbflecken entdecken wir ebenso leicht ein Gesicht wie in einer Wolke. Auch beim beiläufigen Kritzeln auf Papier entstehen oft Gesichter. Von Kindesbeinen an orientieren wir uns unaufhörlich an Gesichtern: denen der anderen und dem eigenen im Spiegel. Es geht um fremde Gesichter und um vertraute. Kurzum: der Blick darauf bestimmt das Roadmovie unseres Lebens. Manchmal haben wir das Gefühl, ein Gesicht schon einmal gesehen zu haben, ohne uns an das Wann und das Wo erinnern zu können. Genau so geht es uns mit Umlauffs Bildern. Sie veranlassen uns, in den Winkeln unseres Gedächtnisses nach den Gesichtern unseres Lebens zu suchen. "Es gibt keine Gewissheiten, nur Fragen, Ahnungen und Annäherungen. Würde ich es erklären können, würde ich es nicht malen", sagt Umlauff.

Kunstkontor, Blankenheimer Straße 59, Di 17-19 Uhr, So 15-17 Uhr, bis 25. November.

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