Presse Kölner Stadt-Anzeiger

Eine Ausstellung im Kunstkontor zeigt Bilder des dänischen Künstlers

30.09.2008
Millionen Gefühle eines Lebens
Edward Matwijkiw vertraut auf den Zauber der freien Malerei

VON JÜRGEN KISTERS

Sülz - Wenn die großen Galerien-Schwergewichte aus Köln abwandern, wird die Aufmerksamkeit für die kleinen Kunstorte in der Stadt unweigerlich größer werden. Ein solcher Ort ist das Kunstkontor. Galerist Ulf Larsson betreibt in dem ehemaligen Ladenlokal am Auerbachplatz seit einigen Jahren einen Ausstellungsraum, in dem er abseits der kulturellen Moden solide künstlerische Positionen in den Blick bringt. Das fußt auf der Überzeugung, dass es malerische Formen gibt, die elementarer sind als der immer wieder beschworene Zwang zur künstlerischen Neuentdeckung. Was das in der konkreten malerischen Anschauung bedeutet, zeigen derzeit die Bilder von Edward Matwijkiw.

Kräftig leuchtend und gemalt mit energischen Gesten treten die Farben in abstrakter Bewegtheit vor die Augen. Wie aufgeregte Landschaften, die zum Ausdruck bringen, dass die äußere und die innere Welt des Menschen unauflösbar miteinander verwoben sind. Der dänische Künstler (Jahrgang 1937) vertraut ganz auf den Zauber einer freien Malerei, die spätestens seit den berühmten Seerosenbildern des französischen Malers Claude Monet auf den offenen Empfindungsraum zwischen Gestaltauflösung und Gestaltandeutung zielt. Die analytische Untersuchung unserer Wahrnehmungsprozesse auf der einen, die bezaubernde Flüchtigkeit der Poesie auf der anderen Seite. Flüchtig lässt die Fantasie rote und blaue Blumen aufblühen. Und schwebend wehen der Wind und tänzerische Drehungen durch den Blick.

Die Farben auf den Bildern Matwijkiws wuchern und quellen. Sie streiten wie die Millionen Gefühle eines ganzen Lebens miteinander und erscheinen in ihren unendlichen Ambivalenzen in einer unerschütterlichen Harmonie. Sie machen die ganze Turbulenz unseres Lebens und seine gleichzeitige Sehnsucht nach Besänftigung sichtbar. Sie zeigen die grundsätzlich bewegte Struktur unserer Wirklichkeit und die träumerische Dimension unserer Existenz.

Vom explosiven Urknall der abstrakten Expressionisten über die unterschiedlichen Formen eines abstrakt Laufenlassens der Farben führt Matwijkiws malerischer Weg direkt in die seelische Unruhe der aktuellen Gegenwart. Ähnlich wie seinem bekannterem Landsmann Per Kirkeby gelingt dem Maler meisterlich die nahtlose Verbindung von Landschaftserfahrung, Körpergefühl und fließendem Farbgespür. Alle Vergleiche erweisen sich allerdings ungenau im direkten Erleben der Malerei. Vielmehr spricht aus jedem einzelnen Bild von Matwijkiw die Erkenntnis, dass die Natur und die menschliche Erfahrung in jedem Augenblick einzigartig und unvergleichlich sind.

Kunstkontor, Blankenheimer Straße 59, Di 17-19, So 15-17 Uhr, bis 14.10.

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